IPv6
Welche Vorteile bringt das neue Internet-Protokoll?

Mobile WLAN-Router

Im Internet ist kein Platz mehr. Zumindest wenn man die Verteilung von IP-Adressen betrachtet. Eine IP-Adresse ist aber zum digitalen Surfen dringend notwendig: Sie wird jedem Gerät zugewiesen, das sich mit dem Internet verbindet, damit User identifizierbar und adressierbar werden – also das jeweilige Gerät damit auch erreichbar.

Jetzt sind aber die rund vier Milliarden Adressen, die der bisherige Standard IPv4 bietet, bereits weitestgehend aufgebraucht. Abhilfe schaffen wird hier ein neues Protokoll namens IPv6, dass sagenhafte 340 Sextillionen IP-Adressen zur Verfügung stellt.

Tatsächlich unterstützen viele Geräte die Technologie bereits, die als die Zukunft des World Wide Web gilt. Aber was ist IPv6, wo kommt es her und was ändert sich für den Nutzer?

All das erfährst du in diesem Ratgeber-Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Wer führte IPv6 ein und warum?

Wie funktioniert eigentlich das Internet?

Eine Frage, die sich sicherlich jeder schon einmal gestellt hat. Die naheliegendste Antwort: Es ist ein Netz aus verschiedenen Computern, die über einen gemeinsamen Kommunikationsstandard verbunden und vernetzt sind und die so große Mengen an Daten anziehen und austauschen können.

Und das alles funktioniert relativ dezentral und ungesteuert. Stimmt, aber auch nur relativ. Es gibt verschiedene Organisationen, die sich um die Infrastruktur kümmern und dafür sorgen, dass sich das Netz in seiner Leistungsfähigkeit weiterentwickelt.

Die Hausmeister des Internet: IETF, IANA und ICANN

Eine davon ist die Internet Engineering Task Force (IETF), eine offene, internationale Freiwilligenvereinigung von Netzwerktechnikern, Herstellern, Netzbetreibern, Forschern und Nutzern. Diese Gruppe sah bereits 1995 voraus, dass die Anzahl der IP-Adressen weltweit irgendwann nicht mehr ausreichen würde und entwickelte eine neue Protokollform: IPv6.

Drei Jahre später wurde das neue Protokoll offiziell bereitgestellt. Neben der in Kalifornien ansässigen IETF gibt es aber noch weitere Organisationen, die für die Infrastruktur des Internets wichtig sind. Die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) ist eine Abteilung der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) und für die Vergabe von IP-Adressen zuständig. Die Zuarbeit der IETF war wichtig, denn im Jahr 2011 wurde laut IANA der letzte freie IPv4-Block vergeben.

Ein weiteres, erschwerendes Problem dabei: Vergebene Blöcke können schwierig wieder zurückgeholt werden. Umverteilung von IP-Adressen war nie vorgesehen, woran heute insbesondere die Wachstumsmärkte in Asien, Afrika und Südamerika leiden.

IPv6: Mehr Raum für Mensch und Maschine

Daher wurde bei der neuen Technologie von vorneherein nicht gekleckert, sondern geklotzt. IPv6 ist ein 128bit Protokoll und die Adressen sind somit bis zu 32 Zeichen lang und bestehen aus maximal acht Blöcken mit vier Zahlen oder Buchstaben.

Der alte 32bit Standard von IPv4 hatte nur vier Blöcke a drei Zahlen, die maximal den Wert 255 annehmen konnten. Mit der neu entstehenden Anzahl an IPv6-Adressen (2^128) könnte jeder Quadratmillimeter auf der Erde mit rund 600 IPs ausgestattet werden.

Das mag zunächst übertrieben klingen. Aber die Zahl der Internetnutzer weltweit steigt kontinuierlich an: Allein zwischen 2010 und 2015 betrug der Anstieg 25% und laut konservativen Schätzungen sollen 2121 rund 4,1 Millionen Menschen das Internet nutzen.

Die Zahl der Endgeräte wird außerdem um ein Vielfaches steigen, wenn die bereits angerissenen Möglichkeiten des Internet noch weiter ausgeschöpft werden. Denn Entwicklungen wie Smarthomes und Industrie 4.0, deren Geräte ebenfalls IP-Adressen benötigen, stecken aktuell noch immer in ihren Kinderschuhen.

Was verändert sich durch IPv6?

Für den Internetnutzer selbst verändert sich im Grunde relativ wenig, denn die Umstellung erfolgt meist automatisch.

Die meisten Endgeräte wie Smartphones, Notebooks, Tablets, aber vor allem auch schon WLAN-Router, können bereits seit mehreren Jahren mit der Technologie umgehen. Dennoch gilt: Firewalls werden neu eingestellt werden müssen bzw. neue Filter benötigen.

Die Eingabe von IPs in den Browser ändert sich auch, denn die Blöcke bei IPv6 werden durch Doppelpunkte getrennt, nicht mehr durch Punkte. Bei Eingabe würde der Browser verwirrt, da der Doppelpunkt Teil des zustandslosen Protokollprefix http:// ist. IPs im Browserfenster werden daher bei IPv6 in eckigen Klammern geschrieben.

Provider und Administratoren können darüber hinaus bereits jetzt aktiv werden. Um eine Domain auf IPv6 umzustellen, muss der sogenannte AAAA-Record der Domain auf IPv6 eingestellt werden. Das alte IPv4 Protokoll sollte dabei aber immer noch funktionieren. Das nennt man dann Dual Stack und wird in der Übergangsphase zwischen IPv4 und IPv6 noch lange eine Rolle spielen, da viele Geräte die neue Technologie noch nicht handhaben können.

Ok. Und was kann IPv6 noch?

Neben dem vergrößerten Adressraum bietet das neue Protokoll einige Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger. Eine Schnittstelle, also jedes Gerät, kann über mehrere IPv6-Adressen verfügen.

Das hängt damit zusammen, dass unterschiedliche Adressen eine unterschiedliche Reichweite haben, also zum Beispiel einige Adressen nur für lokale Netzwerke verwendet werden können, andere nur für das Internet.

Dass das neue Protokoll wegen der längeren Adressen langsamer arbeitet ist dabei ein Gerücht. Eher wird die Verbindung noch schneller, da der Header optimiert ist. Das heißt Pakete werden für den Empfänger besser entpackbar. Schnelligkeit selbst hängt hauptsächlich von der Bandbreite der Leitung, Auslastung und möglichen Störungen ab.

Fazit: Umstellen lohnt sich

Diese und weitere Neuerungen machen Lust auf mehr. Gerade für Netzwerkadministratoren um Heimnetzwerker bietet der neue Standard weitere Möglichkeiten, die IPv4 nicht bot.

Mit einer Umstellung, mindestens mit Dual Stack, macht man also erstmal nichts verkehrt. Weder als Admin noch als User.

Frei nach dem Motto: Die Zukunft kann kommen.

vgwort

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